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#05 Identifikation mit den Gedanken – warum du nicht bist, was du denkst


Wenn ich heute zurückblicke, staune ich oft, wie hart ich früher mit mir selbst war. Ich habe mich über viele Jahre mit meinen Gedanken identifiziert – so sehr, dass ich glaubte, sie seien die Wahrheit. Ich dachte: Das bin ich. Doch das stimmt nicht.


Vielleicht klingt das für dich im ersten Moment seltsam oder schwer vorstellbar. Vor allem dann, wenn du dich bisher noch nicht viel mit persönlicher Weiterentwicklung beschäftigt hast. Aber stell dir einmal die Frage: Was wäre, wenn du nicht deine Gedanken bist? Was wäre, wenn du das Bewusstsein bist, das Gedanken hört, wahrnimmt und entscheiden darf, ob es ihnen glaubt oder nicht?


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Meine Geschichte – von Selbstsabotage zu Selbsterkenntnis

Schon als Teenager hatte ich sehr böse Gedanken über mich. Ich habe meinen Körper gehasst, mich ständig mit anderen verglichen und mir selbst eingeredet, dass ich nie gut genug bin. Später, in der Selbständigkeit, habe ich mich mit diesen Stimmen regelrecht in den Abgrund getrieben. Ich trieb mich zu Höchstleistungen an – immer schneller, immer besser, immer mehr. Pausen gönnte ich mir praktisch keine.

Der Lockdown 2020 hat mich gezwungen, innezuhalten. Plötzlich ging nichts mehr. Von außen kam der Stopp, den ich mir selbst nie erlaubt hätte. Diese Pause war schmerzhaft – und gleichzeitig mein Rettungsanker. Zum ersten Mal hörte ich wirklich hin, wie ich mit mir sprach. Und ich erschrak. Denn die Härte, mit der ich mich selbst bewertete, war unbeschreiblich.

Ich konnte andere loben, mein Team feiern, doch mich selbst nie. Kein Erfolg war gut genug. Ich habe mich selbst klein gemacht und mir jedes Mal eingeredet: „Das reicht nicht.“ Rückblickend bewundere ich, dass ich das überhaupt durchgestanden habe.


Frau Streng – mein innerer Kritiker

In meinen Tagebüchern und in meiner inneren Arbeit bin ich irgendwann einem Player meines Inneren Teams begegnet. Schulz von Thun geht davon aus, dass wir alle verschiedene innere Anteile haben, die er liebevoll "das innere Team nennt". Dieses repräsentiert die Stimmen, die Gedanken, die uns tagtäglich begleiten.

Ich habe schon viel mit dem inneren Team gearbeitet und dabei einen besonderne Player entdeckt: Frau Streng. Ich sehe sie klar vor mir: ein enger Businessanzug, graue, streng zurück gebundene Haare, eine Brille, die auf der spitzen Nase sitzt. Neben ihr sitzt ein kläffender Hund, eine Art chinesischer Schopfhund. Sie hat eine Peitsche in der Hand und eine Lupe, mit der sie gnadenlos jeden Fehler findet und selbstverständlich straft. Besonders bei der Arbeit war sie präsent. Nach jedem Catering hielt sie mir jedes Detail vor, das schiefgelaufen war.

Irgendwann habe ich sie gefragt: „Wann bist du endlich zufrieden?“ Ihre Antwort: Nie. Das hat gesessen.


mit dem inneren Team kann man sich also unterhalten. So stelle ich ihnen immer wieder Fragen, um zu verstehen, warum sie hier sind. Dabei hat sie mir auch erzählt, dass sie seit meiner Kindheit da ist – seit ich ungefähr sechs Jahre alt war. Ihre Aufgabe sieht sie darin, mich zu schützen. Denn irgendwo in meiner Geschichte habe ich gelernt: Wenn ich nicht gut genug leiste, werde ich verletzt oder abgelehnt. Also trieb sie mich an, immer mehr zu geben. Sie wollte mich bewahren – und hat mich gleichzeitig erschöpft.

Mir hilft es enorm, bei jeder Blockade meine inneren Anteile zu visualisieren. Mit ihnen ins Gespräch zu gehen. Sie nicht zu verbannen, sondern zu verstehen: Sie haben eine Aufgabe, sie wollten mich schützen. Wenn ich sie annehme und ihnen neue Rollen gebe, dürfen sie entspannen.


Gedanken sind wie Wolken

Heute weiss ich: Ich bin nicht Frau Streng, und ich bin auch nicht meine Gedanken. Ich bin das Bewusstsein, das sie wahrnimmt. Und die Gedanken sind wie Wolken. Mal sind sie leicht und hell, mal dunkel und schwer. Aber sie bleiben nicht – sie kommen und gehen. Und ich kann entscheiden, welchen Gedanken ich Raum gebe.


Affirmationen – neue Gedanken säen

Was mir auf diesem Weg auch geholfen hat, sind Affirmationen. Positive Sätze, die ich bewusst wähle – und mit denen ich mein inneres Gespräch neu ausrichte. Jeden Morgen höre ich mir Affirmationen an, zum Beispiel:

  • Ich bin genau richtig, so wie ich bin.

  • Ich bin wunderschön.

  • Mein Körper ist stark und gesund.

  • Ich akzeptiere mich so, wie ich bin.

  • Ich freue mich auf einen wunderschönen Tag.


Denn: Where focus goes, energy flows. Worauf du dich konzentrierst, bestimmt, wie du dich fühlst und wie du handelst.


Mein Fazit

Gedanken haben eine unglaubliche Macht. Früher habe ich ihnen blind geglaubt und mich selbst sabotiert. Heute weiß ich: Ich habe die Wahl. Ich kann bewusst entscheiden, wie ich mit mir spreche.

Und genau das möchte ich auch dir mitgeben: Höre hin, wie du mit dir selbst redest. Erkenne deine Muster. Visualisiere deine inneren Anteile. Und frage sie, was sie brauchen. Vielleicht entdeckst du, dass auch deine kritische Stimme nur Gutes für dich wollte – und dass du sie heute in eine neue Rolle führen darfst.

Denn du bist nicht deine Gedanken. Du bist das Bewusstsein, das sie wahrnimmt.

 
 
 

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